Rawness

Why do you want to stand on your head?
First learn to stand on your feet.

~ Sri T. Krishnamacharya

Mein perfektes Haus, mein perfekter Mann, meine perfekten Kinder, mein perfekter Hund, und dann auch noch mein perfekter Kopfstand  – ernsthaft jetzt?

Ich frage mich so oft: Wo bleibt die Ehrlichkeit?

Grad bei uns Yogalehrern.

Warum müssen wir den Schülern suggerieren, wir hätten das ganze Leben im Griff, wir wären immer shiny happy und wir könnten ohne große Anstrengung auch noch alle um uns herum mit hoch ziehen?

It’s not true.

Es ist schon hart genug, ein Mensch zu sein – mit oder ohne Yogapraxis.
Es ist hart, ein Mensch zu sein, aber gut, würde meine Oma sagen.

Nur: mit Yoga wird’s oft noch härter.
Weil du schaust deinen Dämonen mitten ins Gesicht.
Und jeder von uns hat die.
Nur die Frage, was man draus macht?

Ignorieren, verdrängen, so tun als wär alles fein – oder hast du den Mut, und schaust dir alles bei dir selbst genau an?

Alles, was du bist?

Und versuchst dann das Beste draus zu machen.

Ich persönlich finde es oft nicht easy, ernsthaft dieses Yoga zu üben, diesen Weg zu gehen, über Jahre, über Jahrzehnte.
Und nicht mal eben 1-2 Jahre Yoga, weil’s halt grad in ist und weil’s halt grad jeder so macht.

Hey ernsthaft, Yoga kann dich hart ran nehmen.
Weil es dich transformiert.
Weil nichts bleibt, wie es war.

Weil Yoga dein Wesen verändern kann – hoffentlich zum Guten.

Von dem, was dir im Laufe deines Lebens widerfahren ist, in deiner Kindheit, deiner Jugend, der Yogi sagt sogar, in deinen früheren Leben.

Wenn da alles sweet und nice war… gut, dann hast du vielleicht gutes Karma. Und Glück gehabt.

Aber wenn die Dinge kompliziert werden – und ehrlich, das ist bei so vielen von uns so – dann kannst du dich dafür entscheiden, trotz allem ein guter Mensch zu werden.

Obwohl es in deiner Kindheit hart war, obwohl du viel durchmachen musstest, obwohl viele Dinge alles andere als leicht waren.

Aber das Gute ist: Du kannst dich verändern – wie die Lotusblüte, die im Schlamm ihre Wurzeln hat. Und wenn sie erblüht, ist sie wunderschön und an ihren Blütenblättern perlt der Schlamm ab.

Ist es nicht erstrebenswerter, ein schöner Mensch zu werden als Kopfstand zu können?

Wenn du dich ernsthaft auf den Weg machen möchtest: Sei kritisch, hinterfrage alles, hinterfrage deinen Lehrer, hinterfrage seine Quellen, frage deinen Lehrer wie viel Erfahrung er hat und wie viel Erfahrung sein Lehrer hat. Lass dich nicht blenden.

Überprüfe: Wie fühlt sich das für mich an, was der Lehrer vermitteln?
Wie fühlt sich der Lehrer als Person an?

Trust the vibes you get. Energy doesn’t lie.

Fühlt sich das erhebend an, befreiend, leichter irgendwie (sattvisch)?

Oder kickt mich das Üben nur kurz und danach ist wieder alles beim Alten –
oder zieht mich das Üben bei dem Lehrer sogar runter?

Lerne, darauf zu vertrauen und feiner zu spüren, wer und was dir gut tut und dir auf dem Weg helfen könnte, eine bessere Version von dir zu selbst werden. Eine gütigere, mitfühlendere.

Es ist irrelevant, ob du Kopfstand kannst, ob beim Fotoshooting der Lichteinfall perfekt war und die Kulisse fancy und ob du die gesponserte Yoga Leggins trägst.

Lass dich nicht blenden von perfekten insta Fotos mit tiefen Worthülsen und flachem Inhalt.

Und der Weg zum Licht führt einmal quer durch die Dunkelheit, hat einmal die Laura Malina Seiler so schön gesagt.

Und ja, kann sein, dass du dir auf dem Weg die Hände dreckig machen musst.

Aber weißt du was?
Das ist es wert.

Das wichtigste ist deine Intention – und nicht wie du rüber kommst und was die anderen denken.

Mach deine Intention sattvisch!

Alles Liebe,
Adrienn

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